Montag, 9. April 2018

Fragen einer lesenden Akademikerin


Fliegerbombe, eineinhalb Tonnen Sprengstoff, noch immer explosiv, jetzt in Paderborn gefunden. Zwecks Entschärfung 26.000 Menschen evakuiert. Abgeworfen irgendwann zwischen 1939-45. Von wem? Auch 73 Jahre nach WK-II treten noch immer Gefährdungen der Bevölkerungen in unmittelbarem [sic!] Zusammenhang mit diesem auf. Unfassbar!

Und wer trägt die Kosten für die Entschärfungen? Die Produzenten der Bomben? Wohl kaum. Sie sind mit abgeschlossenem Verkauf aus jeder Haftung entlassen. Für die Verwendung durch den Käufer haben Hersteller keine Verantwortung, zumal der Sinn der Bomben Zerstörung ist. Wer dann? Vielleicht der Staat, der die Bombe abgeworfen hat? Staaten in Haftung zu nehmen ist auch ein schwieriges Unterfangen, zum einen dürften die unmittelbar [sic!] Verantwortlichen aller Wahrscheinlichkeit nach zwischenzeitlich das Zeitliche gesegnet haben, zum anderen führt ein ewiges Aufrechnen von Kriegsschulden und Kriegslasten in Verkehrung von Kant zum ewigen Krieg.
Bleiben die Bürger, deren Vorfahren durch den Krieg viel bis alles verloren und auf eigene Kosten wieder aufgebaut haben, die als Kriegsnachfahren mit diesen Entschärfungskosten bis heute am WK-II zahlen. Ich habe keine Vorstellung, was die Entschärfung und Entsorgen, die ganze Kostenkette vom Auffinden der Bombe über Evakuierung bis zur vollständigen Vernichtung, kostet. Wahrscheinlich "Peanuts" im Vergleich zu den den Bürgern aufgelasteten Kosten zwecks Bankenrettung. Ob man mit diesem Betrag auch Schultoiletten hätte renovieren können? Einen Kindergarten bauen? Eine kleine Parkanlage reinigen? Irgendwas Sinnvolles hätte man damit schon schaffen können.

Möglicherweise gar nicht so unklug, NICHT in Bildung zu investieren. Somit wird die Bildung zu vieler kluger Menschen verhindert, die das Ganze hinterfragen könnten, was für Verantwortliche, Verursachende unbequem werden könnte. Völlig ohne Kosten könnte dieser WK-II-Bombenfund in Paderborn im Unterricht in Bezug gesetzt werden zum gestrigen Amoklauf in Münster zum Krieg in Syrien, Jemen, Afghanistan. Damit könnten die Fächer Geschichte, Politik, Psychologie, Mathematik und Physik gleich bedient werden, der Unterricht hätte Bezug zum Realen, Schüler würden Zusammenhänge und Lanfristigkeiten verstehen lernen und sie vielleicht auf's Leben praktischer vorbereiten. Aber wahrschein werden auch diese Ereignisse in Schulen unbesprochen bleiben, wie Fukushima, Tsunamie, gegenwärtige Kriege, Zerstörung der Weltmeere u.a., passt halt nicht ins Curriculum. Stattdessen schreiben Abiturienten in ihren Abiklausuren über Texte aus den 50er Jahren des letzten JHs über die Rassentrennung und Diskriminierung der Afro-Amerikaner. Ja, es ist wichtig darum zu wissen und darüber zu sprechen. Aber mit der stupiden Analyse alter, in schlechtem Stil verfassten Texte schaffte man weder Bewusstheit für das Thema noch lehrt man die Schüler ein brauchbares, lebendiges Englisch. Nun ja, das ist eine andere Baustelle...

Zurück zur WK-II-Bombe und den damit verbundenen Kosten. Eine eineinhalb Tonnen schwere Bombe ist groß und einfach auffindbar. Was ist mit all den Bomben und noch schlimmer mit den Minen, mit denen allzu häufig westliche Rüstungsunternehmen unfassbare Gewinne erwirtschaften und die überall in nichtwestlichen Ländern großzügig über's Land gestreut werden? Minen werden über Jahrzehnte eine konkrete Bedrohung bleiben und die Länder, in denen sie ausgebracht sind werden in eben diesen Jahrzehnten kaum eine stabile Staatsverwaltung aufbauen, die dann in der Lage sein wird, die Bürger schützend den Kriegsmüll zu entsorgen.

Wann wird dieser ganze, sich scheinbar endlos wiederholende Wahnsinn ein Ende finden? Was muss passieren, damit das endlich aufhört? Ist nur der Untergang der Menschheit der einzige Weg zum „ewigen Frieden“? Vielleicht sollten (nicht nur) Verantwortliche in Politik wie Wirtschaft bei Zeiten Kants philosophischen Entwurf „Zum ewigen Frieden“ lesen…

Haben Sie eine friedvolle Woche!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen